Sonntag, 7. April 2024

Nicht „Kleider machen Leute“, sondern Kleider schützen Feuerwehrleute – nach 15 Jahren Einsatzkräfte neu ausgestattet

 

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Links – mit roten Laschen – die Atemschutzvariante, hinten in der Mitte die Version für die nicht-Geräteträger und vorne (Mitte/rechts) die einlagige Jacke, die bei hohen Außentemperaturen vor Hitzestau schützen soll. Fotos: smü

 

Kirchehrenbach    Schutz vor Hitze und Flammen, vor Stich- oder Schnittverletzungen, vor Regen, atmungsaktiv im Sommer, einigermaßen warm im Winter, ausreichend Stauraum und vieles mehr: Feuerwehr-Schutzkleidung muss und soll verständlicherweise viel aushalten. Rund 15 Jahre nach Einführung der ersten Generation sandfarbener Schutzkleidung sind jetzt alle 54 Feuerwehrdienstleistenden der Gemeinde mit neuen Schutzjacken und -hosen ausgestattet worden.

Eine Projektgruppe aus Mannschaft und Führungskräften informierte sich im letzten Jahr ausgiebig bei mehreren Terminen über verschiedene Möglichkeiten und testete auch diverse Hersteller. Anfang 2023 wurden in einer mehrstündigen Besprechung zum Auftakt verschiedene grundsätzliche Festlegungen getroffen. Bei Vorführterminen im Frühjahr und Sommer zeigten namhafte Hersteller ihre aktuellen Produkte, anschließend ging es (auch preislich) um die Bewertung. Das Fazit von David Kraus, Johannes Götz, Michael Götz, Marcel Kügel, Bekleidungswart Daniel Müller sowie den Kommandanten Sebastian Müller und Bernd Gebhard: zwei Modelle aus dem Hause Rosenbauer.

Zeitgemäß, in der Norm und voller (Gesundheits-)Schutz

„Ziel war es, eine zeitgemäße Schutzkleidung einzuführen, die im Rahmen der gültigen Normen die Einsatzkräfte vollumfänglich schützt, gut und angenehm zu tragen ist und den Gesundheitsschutz aller Ehrenamtlichen, vor allem bei hohen Außentemperaturen, berücksichtigt“, erklärte Kommandant Sebastian Müller das Projekt. Die beiden Modelle der Firma Rosenbauer - „FireFlex“ für die Atemschutzgeräteträger und „Garos“ für die nicht-Geräteträger – haben die festgelegten Anforderungen erfüllt. Zusammengearbeitet wurde mit dem „Haus- und Hoflieferanten“ der Kirchehrenbacher Feuerwehr, der Firma Ludwig Feuerschutz (Bindlach).

Die Entwicklungen der letzten Jahre haben darüber hinaus sehr deutlich gezeigt, dass bei den Feuerwehren und ihren Trägern, also den Städten und Gemeinden, insgesamt ein Umdenken bei der Ausstattung mit Einsatzkleidung stattfinden muss. Jahrelang war oberste Prämisse, jede Einsatzkraft mit maximalem Schutz (für den Innenangriff) auszustatten. Hochsommerliche Temperaturen, stunden- bis tagelange Einsätze bei Unwetterlagen, zunehmende Vegetationsbrände und anderes mehr erfordern ein Umdenken.

Die mehrlagige dicke Schutzkleidung, die für Atemschutzgeräteträger im Innenangriff nötig ist, kann bei einem Verkehrsunfall auf der Straße, bei 34 Grad im Schatten, schnell zum gesundheitlichen Problem werden.

Deshalb hat die interne Arbeitsgruppe den Blick in die nächsten 10 bis 12 Jahre mit in die Gewichtung und Entscheidung einbezogen. Fakt ist, das Hitzetage zunehmen – dabei ist es egal, ob beim Verkehrsunfall, der Ölspur, dem Unwetter oder dem Waldbrand gearbeitet werden muss.

Ergebnis ist für alle (aktuell) 35 Atemschutzgeräteträger eine zweite Schutzjacke, die einlagig (also sehr dünn) ausgeführt und für die Bereiche technische Hilfeleistung und Außenbrandbekämpfung zugelassen ist. Damit gibt es bei nicht-Atemschutzeinsätzen vor allem im Sommer eine deutliche körperliche Entlastung. Dieses Modell kommt aus dem Hause HB Protective Wear (Rheinland-Pfalz).

Ausreichend für die nächste Dekade

„Die Gemeinde hat mit der neuen Generation Schutzkleidung für die nächsten 12 Jahre für einen angemessenen und modernen Schutz für ihre Leute gesorgt“, sagte Kommandant Müller. Er dankte der Bürgermeisterin und dem zuständigen Bauausschuss des Gemeinderats für die konstruktive Zusammenarbeit. Die Gemeinde investierte einen höheren fünfstelligen Betrag für ihre ehrenamtlichen Einsatzkräfte.

Gleichzeitig für alle Feuerwehrdienstleistenden neue Kleidung zu beschaffen, hat mit einem internen Ringtausch zu tun: Ein kleinerer, acht bis zehn Jahre alter Teil Jacken und Hosen wird künftig als Reservekleidung bereitgehalten. Sie ist nötig, sobald der persönliche Anzug gereinigt oder repariert werden muss. Die bisher vorgehaltene Ersatzkleidung („Bayern 2000“ von 2002-2004) hat mittlerweile 20+ Jahre „auf dem Buckel“ und muss endgültig aussortiert werden.

 

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Optisch fast komplett gleich, die roten Laschen sind Erkennungszeichen der Atemschutzjacken (vorne, links und Mitte).

 

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Verstärkungen an Ellbogen und Knie sind neu, segmentierte Reflexstreifen erhöhen die Beweglichkeit und machen sich im Gesamtgewicht positiv bemerkbar.

 

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Auf dem Rücken prangt unübersehbar das Logo der Feuerwehr.

 

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Alle Atemschutzgeräteträger haben eine dünne Jacke, die bei nicht-Atemschutzeinsätzen vor allem vor einem Hitzestau schützen soll (Außenbrandbekämpfung und technische Hilfeleistung).