Montag, 3. April 2023


Gemeinderat: refisaco GmbH präsentiert Feuerwehr-Bedarfsplan – Ist- und Soll-Stand der gemeindlichen Feuerwehr ermittelt

 

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Symbolische Übergabe: Maximilian Zeuch (refisaco GmbH, 2.v.l.) übergibt Bürgermeisterin Anja Gebhardt (Mitte) den Feuerwehr-Bedarfsplan 2023-2027, eingerahmt von den Kommandanten Sebastian Müller (links) und Bernd Gebhard (rechts) sowie Kreisbrandrat Oliver Flake (2.v.r.). Fotos: Feuerwehr/md

 

Kirchehrenbach     Knapp ein Jahr nach der Beauftragung eines Fachbüros ist in der Gemeinderatssitzung am Montagabend der Feuerwehr-Bedarfsplan 2023-2027 der Gemeinde Kirchehrenbach offiziell vorgestellt und mit seinen Maßnahmenkatalog und Empfehlungen einstimmig verabschiedet worden. Maximilian Zeuch, Geschäftsführer der refisaco GmbH (Eckental), stellte den Bedarfsplan vor. Mehrere Einsatzkräfte samt Kommandant Sebastian Müller und Stellvertreter Bernd Gebhard wohnten der Sitzung im Rathaus bei.

Im Mittelpunkt eines Feuerwehr-Bedarfsplans, für dessen Erstellung es Vorgaben und Regularien des bayerischen Innenministeriums gibt, steht die Frage: Wie viel Feuerwehr braucht die Gemeinde? Diese Antwort liegt jetzt, objektiv und aufgrund der ermittelten Daten und Fakten vor Ort vor. Die refisaco GmbH hatte im Mai 2022 den Zuschlag für die Erstellung erhalten. Seit Juni arbeitete sie das „Gutachten“ aus. Neben der Ermittlung des aktuellen Zustands von Personal und Ausstattung gibt das 60 Seiten starke Werk einen Maßnahmenkatalog für die nächsten fünf Jahre, bis 2027, vor.

Starke Feuerwehr – „Hausaufgaben“ für Gemeinde

Und so konnte Zeuch seine Ergebnisse vorstellen: Personell steht die Feuerwehr gut da, die Einsatzkräfte weisen die nötigen Qualifikationen (Führungskräfte, Atemschutzgeräteträger, Maschinist/Lkw-Führerschein und ähnliches) in ausreichender Zahl vor. Auch die jährliche Aus- und Fortbildung befindet sich auf einem hohen Niveau. Regelmäßig wird, neben Kinder- und Jugendfeuerwehr, versucht, Bürgerinnen und Bürger für den Feuerwehrdienst zu gewinnen.

Die Auswertung der Rückmeldungen aller Einsatzkräfte ergab eine sichere Tagesalarmstärke – wenngleich durch Krankheit, Urlaub oder familiären Verpflichtungen es tagsüber immer zu einem Mangel kommen kann. Die Gemeinde sollte durch die Aktivierung des Verwaltungspersonals und bei Neueinstellungen versuchen, dem entgegenzuwirken. Darüber hinaus, so schreibt es Zeuch im Bedarfsplan, muss künftig die verwaltungstechnische Entlastung der Kommandanten – bestenfalls auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft – gedacht werden. Hier könnten Kompetenzen gebündelt und das Ehrenamt mehr als sinnvoll entlastet werden.

Veränderungen in der Ausstattung

Um ein faktenbasiertes Ergebnis zu erhalten, wurde das Gemeindegebiet im Rahmen einer Gefährdungsanalyse genau unter die Lupe genommen: von der Grund- und Mittelschule über ein Hotel, eine Tankstelle, den eng bebauten Ortskern, zwei stark frequentierte Kreisstraßen, die Bahnlinie, die Gewässer Ehrenbach und Wiesent bis hin zum Walberla. Die Risikoanalyse, die Einteilung in Gefährdungsklassen (Brand, technische Gefahren, Wassergefahren) und das zu erreichende Schutzziel fließen in die Festlegung der Ausstattung bzw. nötigen Maßnahmen für die Gemeinde, um auch zukünftig bedarfsgerecht die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

Das 12 Jahre alte Feuerwehrhaus bietet den nötigen Platz für Mannschaft und Gerät, auch wenn die eine oder andere „Nachbesserung“ vorgeschlagen wird, gibt es für die Unterbringung der kommunalen Einrichtung eine „1+“. Beim Fahrzeugbestand sieht der Bedarfsplan in den nächsten Jahren einen gleichwertigen Ersatz für das aktuell 14 Jahre alte Mehrzweckfahrzeug (Ford Transit) – zuvor wäre aber ein Ersatz für das jetzt 25 Jahre alte Löschfahrzeug (LF 8/6) nötig.

In Verbindung mit den in den Nachbargemeinden stationierten Einsatzfahrzeugen wird ein gleichwertiger Ersatz, also ein Löschgruppenfahrzeug, für nicht als sinnvoll erachtet. Viel mehr schlägt die refisaco GmbH ein Vorauslöschfahrzeug auf Basis eines Pickups vor. Er wäre mit einem austauschbaren Kofferaufbau flexibel einsetzbar – egal ob bei Extremwetterereignissen, Waldbrand oder weiteren Notfällen. Vor allem wäre mit einem geländegängigen kleineren Fahrzeug eine Rund-um-Abdeckung des Gemeindegebiets bis hin aufs Walberla gewährleistet.

Das große Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20) sowie der Gerätewagen Logistik (GW-L1) bilden ein starkes Rückgrat, ergänzt durch ein Mehrzweckfahrzeug als Führungsfahrzeug sowie ein geländegängiges, fünf Sitzplätze umfassendes Vorauslöschfahrzeug sehen Zeuch und Kreisbrandrat Flake die gemeindliche Gefahrenabwehr weiterhin stark und sinnvoll aufgestellt für die nächsten Jahre.

Weiterhin ist die Gemeinde im Wassergefahrenindex in der Kategorie 2 eingeteilt worden, die ein Rettungstransportboot (RTB1) vorsieht. Wegen der Wiesent und des Wiesent-Mühlbachs, die beide an zahlreichen Stellen für jedermann zugänglich sind, wäre das „Schlauchboot“ ein Einsatzmittel, um eine erste Wasserrettung zu beginnen, bis die Experten aus Forchheim oder Ebermannstadt (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Wasserwacht) eintreffen.

Gefahrenabwehr kommunale Pflichtaufgabe

Maximilian Zeuch machte den Gemeinderätinnen und -räten klar, „Die Gewährleistung der Gefahrenabwehr ist Pflichtaufgabe der Gemeinde. Und anhand der jetzt vorliegenden Daten und Fakten sind wir zu diesem Ergebnis gekommen“.

In der Endphase war auch, so sehen es die landesweiten Vorgaben vor, der Kreisbrandrat des Landkreises beteiligt. Oliver Flake, der der Sitzung ebenfalls beiwohnte, ergänzte die Vorstellung und stellte heraus, das der Plan ein wichtiges Werkzeug für die Planung der nächsten Jahre darstellt. Es geht um eine nüchterne Betrachtung und Gegenüberstellung von vorhandenen Gefahren, deren Eintrittswahrscheinlichkeit, dem Ist- und Soll-Zustand der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr und der daraus abgeleiteten Ergebnisse zur Erreichung des Schutzziels.

Kommandant Sebastian Müller sieht in dem „Zukunftsplan“ eine faktenbasierte Richtschnur für die nächsten fünf Jahre. „Zum einen bestätigt uns der Blick von außen in unserer bisherigen Arbeit und zum anderen hat die Gemeinde Daten, Fakten und einen Maßnahmenkatalog auf dem Tisch liegen“, erklärt der Feuerwehrchef. Im Mittelpunkt steht die Gewährleistung der Gefahrenabwehr, eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Gemeinde. „Und dafür hat Kirchehrenbach eine starke, kommunale Feuerwehr“, ergänzt er. Mit dem Beschluss, also der Annahme des Feuerwehr-Bedarfsplans, ist weiterer wichtiger Schritt für die Gefahrenabwehr in der Gemeinde Kirchehrenbach – für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger – vollzogen worden.

 

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