Samstag, 9. Februar 2024

Online-Schulung und Praxistraining räumt auf mit Mythen und bereitet Einsatzkräfte vor – 38 Einsatzkräfte geschult

 

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Ein Pkw brennt an einer Ladesäule, weißer Rauch signalisiert, dass die Batterie betroffen ist ... und jetzt? Fotos: smü/md

 

Kirchehrenbach     Sind E-Autos und Lithium-Ionen-Akkus bei Unfällen oder Bränden eine nicht zu beherrschende Gefahr für die Einsatzkräfte? Oder gibt es schon wieder zu viele Mythen und „Fake News“, ähnlich wie es beim flächendeckenden Aufkommen von Photovoltaik-Anlagen der Fall war („kann die Feuerwehr nicht löschen“)? Auch damals mussten die Feuerwehren dazulernen. Genauso ist es beim Thema E-Mobilität in der Gefahrenabwehr. Eine umfassende Schulung für fast die ganze Feuerwehr fand jetzt durch die Q4Flo GmbH aus Baden-Württemberg statt.

Bundesweit ist die E-Mobilität im Hinblick auf Feuerwehreinsätze Thema. Festzustellen bleibt: „Es brennt etwas anders, aber die taktischen und technischen Mittel sind dieselben. Der Fokus ist auf die taktischen Varianten zu legen“, sagte beispielsweise Christian Emrich von der Berufsfeuerwehr München bei einem Fachkongress des Deutschen Feuerwehrverbandes im letzten Herbst.

Bei einer Onlineschulung am 26. Februar wurde der Grundstein gelegt: Sensibilisierung der Einsatzmannschaft“ war der Titel. In mehr als zwei Stunden gingen die Referenten auf Grundlagen rund um die Gefahrenabwehr E-Fahrzeug ein. „Erkennen, Verstehen & sicher handeln“ lautete das Credo. Insgesamt 38 Ehrenamtliche nahmen an dem Webseminar teil.

Sowohl verunfallte, als auch in Brand geratene E-Fahrzeuge wurden dabei durchgesprochen, um ein gefahrenbewusstes Vorgehen an der Einsatzstelle sicherzustellen.

Praxistraining mit Schulungsfahrzeug

Beim sich anschließenden Praxisseminar am Samstag konnten insgesamt 26 Ehrenamtliche vier Stunden lang den Notfall trainieren. Dafür hatte Sven Scheuring von Q4Flo ein spezielles Schulungsfahrzeug mitgebracht. Zuerst erklärte er anschaulich die wichtigen Punkte für die Einsatzkräfte: Verschiedene Abschalt- bzw. Trennvorrichtungen für das Hochvoltsystem, die Position der Batterien und anderes mehr.

Bei sechs verschiedenen Einsatzübungen wurden dann das Vorgehen am E-Auto trainiert, probiert und gefachsimpelt. Oberste Maxime: Die Abwehrmaßnahmen üben, um sie ins Standardvorgehen der Einsatzkräfte zu integrieren. Dazu gehörte das Auffinden der Hochvoltabschaltvorrichtung, die Beobachtung der Hochvoltbatterie und unter Umständen deren Kühlen – dabei spielte Scheuring auch den „Thermal runaway“, also das thermische Durchgehen (durchzünden) der Fahrzeugbatterie, ein und setzte die Einsatzkräfte bei der Rettung des eingeklemmten Fahrers unter Druck.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von der Fortbildung begeistert. Für Kommandant Sebastian Müller auch deshalb eine rundum gelungene Veranstaltung. „Unter fachmännischer Anleitung und vor allem der praktischen Übungsmöglichkeit konnten wir einen Großteil unserer Einsatzkräfte schulen und natürlich etwas die ‚Spannung‘ rausnehmen, die in Sachen E-Mobilität vorherrscht. Es gilt ruhig und besonnen an die Sache heranzugehen – wir müssen uns einfach auf diese spezielle Gefahr vorbereiten und die Leute dafür sensibilisieren“, so der Feuerwehrchef. Die Erfahrungen sollen künftig immer wieder in reguläre Übungstermine einfließen, um das Wissen zu festigen.

 

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Per Rettungsdatenblatt mussten die Trennstellen für das Hochvoltsystem gefunden werden. Das Schulungsfahrzeug bot dazu viele auf dem Markt gängige Lösungsmöglichkeiten.

 

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Kontrolle der Fahrzeugbatterie - wenn sie gefunden wird und freigelegt werden kann - mit der Wärmebildkamera.

 

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"Worst Case": Die Batterie zündet durch, der sogenannte "Thermal runaway".

 

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Insgesamt sechs Einsatztrainings mussten die Ehrenamtlichen am Schulungsfahrzeug abarbeiten.

 

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Wenn die Fahrzeugbatterie brennt hilft nur noch kühlen, kühlen, kühlen...